»Es gibt viel zu wenige davon«, klagt Helga Steeger vom Seniorenbeirat der Hugenottenstadt. Häufig fehlen zum Beispiel Aufzüge, um bequem die Wohnung erreichen zu können. Drinnen kann es eng werden: mit dem Rollator oder Rollstuhl durch einen normalbreiten Türstock zu gelangen, erfordert trickreiche Manöver. »Der Sanitärbereich sollte unbedingt eine nach außen aufgehende Tür haben«, ergänzt Kunibert Wittwer, Sprecher der Arbeitsgruppe »Wohnen im Alter« des Erlanger Seniorenbeirats. Denn: Wenn ein alter Mensch im Bad stürzt, blockiert er womöglich die Tür für einen Helfer.
Michael Gerngroß ist sich der Problematik bewusst. »Es gibt Wartelisten.« Wenn solche begehrten Wohnungen frei werden, spreche sich das schnell herum, sagt der Leiter Kundenservice bei der Wohnungsbaugesellschaft Gewobau der Stadt Erlangen. »Wir wollen Hilfestellung leisten. Wenn wir sanieren, versuchen wir, auch einmal einen zweiten Handlauf anzubringen und ebenerdige Zugänge zu schaffen.« Oft gestalte sich dies jedoch schwer, weil zum Beispiel Halbgeschosse in Bestandswohnungen einst versetzt gebaut wurden: Man muss ein paar Stufen gehen, ehe man zur Eingangstüre gelangt.
Über rund 8000 Mietwohnungen verfügt die Gewobau. Darunter befindet sich auch ein Komplex aus dem Jahr 2005 in der Hertleinstraße mit 36 Seniorenwohnungen oder, ganz neu in diesem Jahr errichtet, eine Anlage in der Kurt-Schumacher-Straße mit 28 geförderten Wohnungen sowie acht Einheiten, die für Rollstuhlfahrer geeignet sind.
Ähnlich wie die Gewobau handelt die Bamberger Joseph-Stiftung, die in Erlangen seit dem Jahr 2008 in der Görkauer Straße immerhin 17 frei finanzierte Seniorenwohnungen anbietet – bei einem Bestand von insgesamt rund 800 Wohnungen und 1000 Studentenappartments. Kundenbetreuer Peter Kotz weiß: »Es gibt zu wenige Wohnungen.« Werden Altbauten saniert, achtet die Stiftung darauf, möglichst barrierefrei umzugestalten. »Bei Mieterwechsel führen wir eine Einzelmodernisierung durch«, sagt Kotz und meint damit etwa den Einbau von ebenerdigen Duschen und Rampen, um Rollstuhlfahrern die Zugänge zu erleichtern.
Im Jahr 2009 startete die Stiftung gemeinsam mit dem Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg das Projekt »In der Heimat wohnen – ein Leben lang«. Es ermöglicht pflegebedürftigen Menschen, in ihrem gewohnten Umgebung zu bleiben. Die Räume sind barrierefrei, zudem werden Pflegeleistungen angeboten. Es entstand ein Neubau mit 17 nicht öffentlich geförderten Wohnungen. »Die Nachfrage ist sehr groß«, berichtet Abteilungsleiterin Ulrike Hanna. Zwar würde man gerne weiter bauen, doch in Erlangen sei »im Moment nichts geplant«. Der Grund: es gibt zu wenig Grundstücke in Erbpacht.
In vielen Wohnungen seien die Anforderungen für Ältere erfüllt, lobt Kunibert Wittwer vom Seniorenbeirat. Doch nicht immer zur Zufriedenheit der Betroffenen. Manche Rampen etwa seien zu steil, kritisiert er. Michael Gerngroß von der Gewobau verweist darauf, dass oft der Platz für entsprechend längere und damit flachere Rampen nicht zur Verfügung stünde. Mit Blick in die Zukunft verspricht er aber: »Wir prüfen momentan, wo man Aufzüge nachrüsten kann.«
Angesichts des demographischen Wandels ist seniorengerechtes Sanieren und Bauen eines der Zukunftsthemen. Doch Seniorenbeirätin Steeger räumt ein: »Bei alten Häusern wird man nicht allzu viel machen können.« Wo es technisch möglich sei, sollten Wohnungen in Seniorenwohnungen umgebaut werden, meint Peter Kotz von der Bamberger Joseph-Stiftung. »Das muss die Zukunft sein. Ich sehe aber den Knackpunkt: Es muss für Vermieter und letztendlich auch für die zukünftigen Mieter finanzierbar sein.«
Text: Ilona Hörath, Foto: Mile Cindric