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Diesmal geht es um geheimste Geheimnisse und peinlichste Peinlichkeiten. Also um das Eine, das Unaussprechliche, das gern Verdrängte, das selbst nach Jahren der Abstinenz aber wieder Hervorkrambare…
Es geht um das Passwort.
Als ich im vergangenen Jahrhundert zum ersten Mal von meinem damals noch monochromen Monitor aufgefordert wurde, mir ein Passwort einfallen zu lassen, versetzte mich das in einen Zustand geistiger Leere. Völlig auf das Wort »Pass« fixiert, gab ich schließlich meine Reisepassnummer ein. Und weil ich mir die nicht merken konnte, hatte ich fortan immer meinen Pass neben dem Computer liegen.
Schon bald stieß ich jedoch mit dieser Nummer nicht nur an Gedächtnisgrenzen. Sie war einfach zu lang für web.de, AOL, Yahoo und wo es sonst noch was zum Anmelden gab.
So legte ich mir zu der Passnummer also noch ein kürzeres Zweitpasswort zu und hoffte, dass es damit sein Bewenden haben würde.
Aber bereits nach wenigen Anmeldevorgängen musste ich meinen Irrtum einsehen. Das Passwort sei schon vergeben, wurde mir plötzlich bedeutet. Ich grübelte nach einem neuen. Doch dann hieß es, der Benutzername sei besetzt. Also, ich musste mir einen neuen Benutzernamen ausdenken. Nun passte aber das Passwort dazu wieder nicht… So ging das hin und her, bis mir der Kragen platzte. Schließlich schrieb ich ins Eingabefeld: Fuckyou – und das, zum Ausdruck meines Unmuts, gleich noch einmal in Versalien, also FUCKYOU. Prompt bekam ich die Meldung: »Herzlichen Glückwunsch, Herr Fuckyou! Sie sind jetzt Mitglied in der Gesellschaft für gepflegtes Deutsch, Ihr Passwort lautet FUCKYOU.«
Damit waren’s also schon drei Passwörter. Von den Benutzernamen und den unterschiedlichen Kombinationen gar nicht zu reden. Doch selbst bei den Dreien blieb es nicht. Zum einen erschien mir »Fuckyou« insbesondere zur Anmeldung bei Kontaktnetzwerken nicht geeignet. Zum anderen wurde es, ebenso wie mein Zweitpasswort, mittlerweile als »weak« eingestuft. Man könne zu leicht darauf kommen, meinte die Anmeldesoftware.
Ich musste also, um den Überblick nicht zu verlieren, meine Passwörter zusammen mit den Internetadressen und den Benutzernamen auf Papier festhalten. Natürlich verschlüsselt, falls die Seiten in falsche Hände gelangen sollten. Die Blätter sind inzwischen zu einem ziemlichen Stapel angewachsen, der längst den Blick auf den Bildschirm beeinträchtigt.
Während ich jedoch noch wehmütig an meinen Reisepass zurückdachte, erwischte es mich jetzt knüppeldick. Irgendwelche Anbieter von Twitter-Tools hatten die angegebenen Passwörter benutzt (andere könnten das aber genauso probieren, also Obacht bei der Weitergabe von Passwörtern, liebe sechs+sechzig-Leser!), um im Namen der Benutzer irgendwelchen Unsinn zu verzapfen.
Da auch ich mich bei diesem Anbieter angemeldet hatte, wurde mir geraten, sofort mein Passwort zu ändern. Nun ist das ausgerechnet mein Zweitpasswort, also jenes, das ich besonders häufig benutze, weil ich es mir wenigstens noch merken kann. Wenn ich das jedes Mal ändern soll… Ohwehoweh! Andererseits: Man stelle sich vor, irgendeiner schreibt da als »Depp« Unsinn! Wohin könnte das führen? Auf alle Fälle zu weit. Ich sehe schon mein mühsam aufgebautes Deppenimperium zusammenbrechen. Vielleicht sollte ich Staatshilfe beantragen.
Peter Viebig

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