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Ein Flurtanz für Demenzkranke wie in der LVR-Klinik in Köln ist ein Luxus, den Pflege vielleicht bald nicht mehr leisten kann. Foto: epd / Joern Neumann

Eine aktuelle Umfrage zeigt deutlich, dass das zweite Pflegestärkungsgesetz und der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff die bereits angespannte Situation in der Altenpflege weiter verschärfen werden. Denn der Pflegeaufwand wird insgesamt steigen und der Pflegejob wird fordernder werden – aber die Fachkräfte für die Umsetzung fehlen weiterhin. Das zeigt Handlungsfelder für die Politik.

Die Umfrage „Altenpflege im Fokus“ wurde von dem Fachverlag Vincentz Network Altenhilfe gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut cogitaris durchgeführt, um die Sicht der Pflegefachkräfte auf das Pflegestärkungsgesetz II, dessen Umsetzungsphase Anfang 2017 begonnen hat, zu erheben. Dafür wurden im Herbst 2016 727 Pflegekräfte in der stationären Langzeitpflege befragt. Das Resultat zeichnet ein düsteres Bild: Die Umfrageteilnehmer erwarten durch das PSG II steigende fachliche Anforderungen und noch höhere psychische wie auch körperliche Belastungen. Gleichzeitig gibt die überwiegende Mehrheit der Befragten an, dass es ihnen bereits jetzt unter den heutigen Rahmenbedingungen schwer fällt, gute Pflege zu gewährleisten.

„Die Umfrage macht deutlich, wie sehr die Altenpflegerinnen und Altenpfleger bereits am Limit sind“, sagt Monika Gaier von Vincentz Network Altenhilfe bei der Vorstellung der Ergebnisse von „Altenpflege im Fokus“ heute in Berlin. „Ohne wirksame Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel, ohne Absicherung der notwendigen Personalschlüssel, wird die Reform die Situation in der stationären Altenhilfe weiter verschärfen“, so Gaier weiter.

Aus der Befragung geht hervor, wie sehr die Pflegefachkräfte bereits jetzt unter dem Fachkräftemangel und den durch das PSG II drohenden Mehrbelastungen leiden. Auf die Frage, welche Maßnahmen den Personalmangel lindern könnten, antworten die Befragten mit eindeutigen Forderungen: Die Bezahlung muss erhöht werden, ein bundesweit einheitlicher Personalschlüssel auf Basis eines Personalbemessungsverfahrens muss geschaffen werden und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie muss ebenfalls verbessert werden.

„Die Ergebnisse sind mehr als besorgniserregend“, kommentiert die Präsidentin des Deutschen Berufsverbands der Pflegeberufe (DBfK) Prof. Christel Bienstein. „Es wird höchste Zeit, dass sich die Arbeitsbedingungen der Pflegenden positiv verändern.“

„Altenpflege im Fokus“ ist die zweite Umfrage des Fachverlags Vincentz Network Altenhilfe innerhalb von neun Monaten und baut auf dem ersten Deutschen Altenpflegebarometer auf. Ziel der Umfragen ist, die Sicht der professionellen Pflege auf die gegenwärtigen Herausforderungen in der Branche wiederzugeben. Das Altenpflegebarometer hatte im Juni 2016 gezeigt, dass 86 Prozent der Führungskräfte der stationären Altenpflegeeinrichtungen mit der Altenpflegepolitik der Bundesregierung unzufrieden sind.

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