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Der Attentäter auf den deutschen Botschafter, Herschel Grynszpan, in Paris. Foto: epd
Der Attentäter auf den deutschen Botschafter, Herschel Grynszpan, in Paris. Foto: epd

Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 auch (Reichs-)Kristallnacht oder Reichspogromnacht genannt – waren vom NS-Regime  organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten Deutschen Reich. Sie sollten aussehen wie spontane Aufstände Deutscher, die gegen die Ermordung des Deutschen Botschaftsrates von Rath durch den Juden Grynspan in Paris protestierten. Dabei wurden vom 7. bis 13. November 1938 nach auseinander gehenden Berechnungen etwa 1.000 Menschen ermordet, geschlagen, verletzt, aus ihren Wohnungen und Synagogen vertrieben und viele in den Selbstmord getrieben. Nach Schätzungen wurden über 1.400 Synagogen  vom deutschen Mob geschändet. Eines der negativ herausragenden Beispiele war die Zerstörung der Nürnberger Synagoge unter Leitung des berüchtigten Antisemiten und Herausgeber des „Stürmers“, Julius Streicher. Zerstört wurden auch  tausende Geschäfte, Wohnungen und Friedhöfe.
Die Verfolgung der deutschen Juden verschärfte sich nach diesem Datum deutlich,  sie wurden danach vermehrt in Konzentrationslager eingeliefert und mündete ab 1941 in die Vernichtung der europäischen Juden, der Shoa. Ihr fielen ca. 6 Millionen Juden in ganz Europa zum Opfer.
75 Jahre nach der Reichspogromnacht ist Antisemitismus in Deutschland und Europa nach wie vor virulent. Nach Untersuchungen des Antisemitismuszentrums in Berlin sind ca. 12 bis 15% der Deutschen latent antisemitisch eingestellt. Jetzt liegt eine Untersuchung zum jüdischen Alltag in Europa, durchgeführt von der EU-Agentur für Grundrechte vor. Dort wurden rund 5.847 Juden in acht EU-Staaten zu ihren Erfahrungen mit Antisemitismus befragt. Spiegel-Online hat dazu Ergebnisse veröffentlicht, von denen wir ein paar hier zitieren.
–          Zwei Drittel der Befragten meinte, dass Antisemitismus in ihrem jeweiligen Heimatland ein Problem sei. Jeder zweite Befragte fürchtete, verbal angegriffen zu werden.
–          Jeder Zweite wurde schon einmal verbal angegriffen, weil er Jude war, ein Drittel auch körperlich.
–          Die Hälfte der Befragten gab zu Protokoll mit der Leugnung der Shoa konfrontiert gewesen zu sein.
Darüber hinaus möchten wir auf einen Beitrag von Charlotte Knobloch in der Süddeutschen Zeitung mit dem Titel „Gedenken an den 9. November 1938, als unser Leben zerbrach, hinweisen. Dort schildert sie, wie sie noch heute bei Brandgeruch oder zersplitterndem Glas an die Ereignisse vor 75 Jahren unfreiwillig erinnert wird.
Und last but not least verweisen wir auf einen Bericht in der Welt vom 3.11.2013, in der um den Kampf um die Erinnerung der Münchner NS-Opfer berichtet wird. Ausgerechnet in der Stadt der von den Nazis so genannten Bewegung ist nämlich aufgrund eines Stadtrats-Beschlusses die Anbringung so genannter Stolpersteine (zur Erinnerung der in den jeweiligen Straßen damals lebenden und später ermordeten oder vertriebenen Juden) auf öffentlichen Straßen verboten. Eine neue Handy-App versucht jetzt wieder Bewegung in diese Debatte zu bringen.

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